10. November 2007

Pecherwerkzeug: Die Leitern

Da die Arbeiten am Baum im Laufe der Zeit in immer größerer Höhe verrichtet werden mussten (die Wundfläche, an der das Harz abgegeben wird, musste immer etwas höher angelegt werden), bediente sich der Pecher verschieden hoher Leitern, wobei zwischen "Loaterl" und "Loater" unterschiden wurde. Dementsprechend gab es "Loaterl-Bam" und "Loater-Bam", je nachdem, welche Leiter zur Bearbeitung eingesetzt werden musste.
Diese Leitern erreichten mit 22 Sprossen eine Höhe von bis zu 6 Meter, die ein Berufspecher hunderte Male pro Tag hinaufsteigen musste. Um schneller und ohne Anstrengung wieder hinunter zu lommen, band er sich Rutschflecken aus Leder um Oberschenkel und Knie, sodass er an den Holmen rasch nach unten rutschen konnten.
Da die Leiter vom Pecher von Baum zu Baum getragen werden musste, wurden sie, um sie möglichst leicht zu halten, aus etwa 5 bis 8 cm starken Föhrenbäumchen hergestellt und mit etwa 30 cm langen Sprossen aus Hartriegelholz (gelber Hartriegel, Dirndl), die etwa 30 bis 32 cm voneinander entfernt sind, versehen. Die Sprossen wurden rasch abgenützt, da der Pecher mit Eisennägeln beschlagene Schuhe trug, um auf den Sprossen guten Halt zu haben. Die Leiter wurde durch einen starken Draht längs der unterstern und vorletzten Sprosse zusammengehalten. Das obere Leiterende wurde mit einem Strick verbunden, um die Leiter sicher an den Baum lehnen zu können.
Im Gebirge wurden die Stangen gelegentlich ungleich lang geschnitten um die Geländeneigung berücksichtigen zu können. Diese Leitern wurden niemals gegen den Hang an den Stamm gelehnt, sondern immer im rechten Winkel zur Hangneigung, um die Lachtenhöhe gleichmäßig einhalten zu können. Gelegentlich wurden diese Leitern auch mit Eisenspitzen, den Leiterschuhen, versehen, um im felsigen Gelände einen festen Stand zu erreichen.
Die Herstellung und Instandsetzung der Leitern war eine typische Winterarbeit des Pechers.
Die Leitern wurden im Wald beim Leiterplatz gelagert, damit sie nicht jedesmal die ganze Wegstrecke getragen werden mussten.

2. November 2007

Das Arbeitsjahr des Pechers: Die Winterarbeit

Im Winter bereitete sich der Pecher auf die sehr zeitintensive Frühjahrsarbeit vor. Dazu schärfte er seine Geräte (wie Anzschhacke, Rintler oder Röteleisen, Dexel) und hobelte die Pechscharten mit Hilfe eines Schartenhobels aus einem etwa 30 cm langen, gerade gewachsenen, möglichst astfreien Stück Weißkiefernholz. Dieses wurde auf der Schartenhobelbank festgespannt, um zu zweit mit dem schweren Hobel etwa 5 bis 8 cm breite, jedoch nur wenige Millimeter dicke Scharten unter ständigem Drehen des Holzstückes abhobeln zu können. An einer Längskante wurden die Scharten darüberhinaus mit dem Fürhackdexel zugeschnitten, um das spätere Einziehen in die Lass am Baum zu erleichtern. Bedenkt man, dass pro Pechbaum zwei bis vier Scharten erforderlich waren und manche Pecher bis zu 3.000 Bäume bearbeiteten, wird klar, dass es sich dabei um eine sehr langwierige und anstrengende Arbeit gehandelt hat, wenngleich auch mitunter alte Scharten weiter verwendet werden konnten. Doch auch diese mussten für ihre Verwendung vorbereitet und geputzt werden. Um sie geschmeidig zu halten, wurden die Scharten in Wasser eingeweicht und vor dem Verarbeiten in feuchte Tücher eingewickelt.

Der Winter wurde auch genutzt, um die Leitern zu reparieren oder neue Leitern anzufertigen. Es mussten die Leitersprossen aus Hartriegelholz, die aufgrund der mit Nägel versehenen Schuhe stark abgenutzt wurden, ersetzt werden. Auch die Schuhe wurden im Winter repariert und gepflegt.

Weiters wurden im Winter neue Pechheferl beschriftet, um Diebstahl zu verhindern.
Unmittelbar vor Beginn des Zeschens im Frühjahr ging er den Pechersteig ab und säuberte ihn von Stauden und Unterholz.